Seit einem Monat reden wir über sie, seit zwei Wochen warten wir auf sie und heute stehen wir vor ihr – der Königin der jordanischen Flora, in der Wildnis Jordaniens.
Ihre Blütezeit ist jetzt und von kurzer Dauer, deshalb machen wir uns auf den Weg. Im Wadi al Sir, 20 km südwestlich von Amman, soll sie wachsen. Vom letzten Haus im Dorf queren wir eine kleine Terrasse mit Olivenbäumen und wandern quer über den Berghang entlang des Tales bis zum Wadi Narr.
Die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage haben die Erde nochmals getränkt und die Furchen, die sich vom Bergkamm ins Tal fräsen, erneut kräftig durchspült. Im sonst trockenen Flussbett fließt heute Wasser, an engen Stellen zu viel, um es überqueren zu können. Ein grünes Tal breitet sich vor uns aus, so wie man es in einem wasserarmen Land nicht erwartet.
Da, wo Schafe ins Gras beißen, suchen wir nach der schwarzen Iris, Jordanien’s Nationalblume, und werden neugierig beobachtet.
Egal wohin man blickt, gibt es Pflanzen zu entdecken. Manchmal dominieren kleine gelbe Sonnenblumengewächse, dann sind es rote Anemonen. Der Ginster steht am Beginn seiner Blüte und zum Giganten Fenchel blicke ich des Öfteren auf. Das Wadi blüht.
Zyklamen drängen sich aus den Felsspalten und strahlen im Sonnenlicht, eine Hyazinthe und eine Spanish Nut finden ihren Weg durch Lehmkrümel.
Faszinierend sind auch die vielen zarten Blumen mit ihren winzigen Blüten, die zwischen den Grashalmen hervorblinzeln. Die Wanderung im Blumenbouquet macht wunderlich und lenkt an einigen Stellen von der Tiefe des Abgrunds ab.
Völlig verzückt von der bunten Pflanzenvielfalt, und dem Gedanken entrückt, weshalb wir hierher gekommen sind, stehen wir plötzlich vor ihr: die Schwarze Iris, in der Fachsprache Iris Nigricans genannt. Extravagant und elegant in ihrer Schönheit, nicht mittendrin, sondern etwas abseits, nicht üppig, sondern in bescheidener Präsenz beherrscht sie die Natur. Im Sonnenlicht leuchtet sie dunkelviolett, im Schatten deutlich dunkler. Bekannt für ihre Widerstandskraft überlebt sie Wind und Wetter, auch am Rande der Wüste. Die schwarze Iris zählt weltweit zu den seltensten Pflanzen und ist geschützt. Im Original findet man sie nur in Jordanien.
Hinter jedem Bergrücken, den wir horizontal überqueren, entfaltet sich Neues. Prächtige Disteln, bei deren Anblick man ihre lästigen Stacheln vergisst, weiße Malvenblüten mit Blättern wie aus feinstem Porzellan geformt, meterhohe Stengel der Minze-Familie, bestückt mit rot-gelben Blüten wie in Watte gebettet, die wunderbare Knolle des schwarzen Knoblauchs, gespickt mit unzähligen kleinen rosa Blüten, daneben die weißen Madonna mit ihrer lieblichen Mitte.
Die abwechslungsreiche Topographie des Landes und das darauf abgestimmte Klima spiegeln sich in einer fantastischen floristischen Vielfalt.
Herzlichen Dank für diesen wunderschönen Spaziergang.
LikeGefällt 1 Person
Gerne, und liebe Grüße nach Griechenland
LikeGefällt 1 Person
Hallo und danke für deinen Besuch. Du lebst in einem Land, das schon lange auf meiner Wunschliste steht. Schön, dass du mich mit deinen Fotos daran erinnerst 🙂 Liebe Grüße aus Dortmund, Annette
LikeGefällt 1 Person
Liebe Annette, gerne. Wenn du mal nach Jordanien kommst, kannst du dich gerne bei mir melden. Bestimmt habe ich bis dahin einige Tipps. Liebe Grüße, Regina
LikeGefällt 1 Person
danke, liebe Regina, darauf komme ich gerne zurück 🙂
LikeGefällt 1 Person