Der Geruch von Kardamom und Shisha umspielen das Feuer, dessen Flammen im Rhythmus des Windes tanzen und den Teekessel zum Singen bringen. Eine friedliche Stimmung am dritten Advent.
Verdichtende Wolken entziehen dem Himmel das Licht und dem thermischen Wind seine letzte Kraft. Der Sandboden gibt noch etwas gespeicherte Sonnenwärme ab, die Luft hat merklich abgekühlt, das Felsdach wölbt sich schützend über die Feuerstelle. Strohmatten sind ums Feuer ausgebreitet, Matratzen liegen bereit, Holz zum Nachlegen ebenso, denn der Abend hat eben erst begonnen.
Feuer und Shisha
Vier Beduinen sitzen bereits rund um die Feuerstelle, einer bemüht sich um eine kräftige Glut, ein anderer schenkt den ersten Tee ein, ein dritter baut die mitgebrachte Wasserpfeife zusammen. Der fruchtige Tabak riecht angenehm und kreist um die noch ungebändigten Rauchschwaden.
Aus der Dunkelheit der Wüste dringt Motorengeräusch und kündigt weitere Besucher an. Zwei Beduinen steigen aus dem Auto. Eine kleine Lampe wird an die Autobatterie angeschlossen, an einem Metallrohr aufgehängt und die Feuerstelle aufs Notwendigste beleuchtet. Die beiden packen aus: Kisten mit Lebensmitteln, eine X-large Teekanne, Kochtöpfe, Gaskartuschen mit Kochaufsatz und zu großen Rollen gepackte Schlafsäcke.
Tee und Kaffee …
Der X-Large-Teekessel wird mit Wasser und fünf Tassen Zucker gefüllt und auf einem Metallrahmen über das Feuer gestellt. Ein anderer Beduine bereitet traditionellen Kaffee zu. Er kocht gemahlenen hellbraunen Kaffee im Wasser, gießt damit den geriebenen Kardamom in einer anderen Kanne auf und erhitzt das Gemisch mehrmals bis kurz vor dem Überlaufen. Der Ablauf wird zelebriert. Der Schnabel der Kaffeekanne ist mit einem Holzstück verdichtet und filtert den Kaffee, der als Aperitif in kleinen Tassen serviert wird. Dazu isst man Datteln.
Die Feuerstelle lebt …
Während die ersten am Kaffee schlürfen, bemüht sich ein anderer zwei gefrorene Hühner zu teilen. Ein weiterer schneidet in seiner Hand geschickt Zwiebeln zu Würfeln und röstet diese mit Knoblauch in einem großen Topf.
In der Shisha blubbert das Wasser, das Feuer knistert vor sich hin, einer nippt am Kaffee, ein anderer schlürft Tee, im Kochtopf gart das Huhn in einer Suppe aus Joghurt, die Männer unterhalten sich, scherzen und lachen. Verschiedene Gerüche kreisen ums Feuer. Aus einer Plastiktüte ertönt dezent der Ruf des Muezzins – vermutlich von einem Handy. Eine angenehme und entspannte Atmosphäre, in der sich jedes Detail zu einem harmonischen Ganzen fügt.
Kartenspiel …
Während das Essen am Feuer kocht, rücken vier Männer in das Licht der Lampe. Spielkarten werden verteilt, Wäscheklammern liegen in der Mitte und hängen später den Verlierern an den Ohren. Nach der ersten Runde wechseln die Spieler. Inzwischen ist noch ein weiterer Beduine dazugestossen. Während die nächste Spielrunde beginnt, bereitet ein anderer das Brot zu. Aus Mehl und Wasser knetet er einen Teig, streicht ihn auf eine runde Metallplatte und bettet diese zwischen Glut und Asche – die traditionelle Form des Brot backens unter den Beduinen.
Das Abendessen …
Das frisch gebackene Brot wird in kleine Stücken zerteilt, mit dem Huhn in Joghurtsauce vermischt, und auf einer großen runden Platte angerichtet, von der gemeinsam gegessen wird.
Noch einmal versammeln sich alle rund ums Feuer, das Abendessen wird kurz verdaut, noch eine Tasse Tee zum Abschluss getrunken und ein letztes Mal an der Wasserpfeife gezogen. Dann wird langsam wieder zusammengepackt. Kaffeekannen und Tassen werden gereinigt und in den Taschen verstaut, die übrigen Nahrungsmittel in Kisten geräumt, Müll in Säcken gesammelt, das Licht abmontiert und die ersten kehren zurück ins Dorf.
Das Feuer ist erloschen, das Holz glüht noch vor sich hin. Es ist still geworden, ganz still. Der dritte Advent, denke ich.
Ein Gedanke zu „Beduinen unter sich“