Banksy, der unbekannte Weltstar

Banksy ist ein Phänomen. Er ist Aktivist, Provokateur und einer der Fragen stellt, die wir uns alle stellen sollen. Im Schatten der Illegalität und im Schutz seiner Anonymität hinterlässt er Botschaften auf Hauswänden, die ergreifen und unter die Haut gehen. Seine Kunst revolutioniert den Kunstmarkt und man kommt nicht an ihm vorbei, ohne kurz an- und innezuhalten.

Seitdem ich ins „Walled Off“ Hotel in Bethlehem einkehrte, das über alle Stockwerke Banksy’s Handschrift trägt, und die kilometerlange Betonmauer entlang spazierte, die dem Hotel jegliche Aussicht verwehrt, bin ich Banksy-Fan. Dass ihm zufällig während meines Heimaturlaubes in der Linzer Tabakfabrik eine Ausstellung gewidmet ist, betrachte ich als ein Geschenk und einen Pflichttermin. Dort werden die Besucher, vor der Kulisse des „Walled Off“ Eingangsportales, von einem lebensgroßen Affenpagen empfangen. Somit war ich in der Ausstellung angekommen, noch bevor ich eintrat.

Der unbekannte Weltstar

Banksy ist ein Street-Art Künstler, dessen Bilder zu Preisen in Millionenhöhe ersteigert werden, und über dessen Identität die Öffentlichkeit immer noch rätselt. Im Zeitalter der Digitalisierung inkognito zu Weltruhm zu gelangen, ist wahrlich sensationell.  

Um seine illegalen Sprühaktionen an Wänden möglichst rasch und unbemerkt, inzwischen auch zur Wahrung seiner Identität, durchführen zu können,  verwendet er Schablonen. Obwohl anfangs in der Graffiti-Szene verpönt, hat er sich damit durchgesetzt. Der revolutionäre Charakter der Schablonentechnik gefiel dem Künstler ebenso, wie einer diesbezüglichen Stellungnahme zu entnehmen ist.

Mal hier, mal dort

Banksy’s Werke poppen über Nacht mal hier, mal dort – zumeist auf Straßen, Mauern und Brücken auf. Seine ersten Bilder entstanden Mitte der 90er Jahre in Bristol. Seither hinterließ er Botschaften in London, Paris, New York, Los Angeles, Venedig und Gaza, um die markantesten Städte zu nennen.

Banksy ist ein politisch engagierter Künstler, ein Aktivist, ein Mensch der Dinge beim Namen nennt und vor nichts zurückschreckt. Schonungslos legt er seinen Finger in Wunden, und umspielt diese mit schwarzem Humor. Inhalte kreisen um sozial- und systemkritische Themen, und richten sich häufig gegen machthungrige Eliten, das wachsende Konsumverhalten und die zerstörerischen Folgen durch Kriegshandlungen.
Wiederholt macht er auf Menschen aufmerksam, die am Rande unserer Gesellschaft leben. Auch der Nahost-Konflikt, die gesellschaftlichen Folgen ausbeuterischer Wirtschaftssysteme, und das amerikanische Wertesystem stehen im Fokus seiner Kunst. Dabei reiben sich häufig sein Sarkasmus und seine messerscharfen Pointen an ethischen und moralischen Grenzen.
Mit seinen sozialen Botschaften kann sich ein großer Teil unserer Gesellschaft identifizieren. Seine Reichweite ist bemerkenswert. Auf Instagram folgen ihm über 13,2 Millionen Menschen. 

Make Love, not War

Seine Anti-Kriegs-Haltung bringt Banksy in zahlreichen Werken und auf vielfältige Weise zum Ausdruck. Im Jahr 2003 provizierte er mit Bildern gegen den Golfkrieg, greift aber auch auf den Viertamkrieg zurück. 
Basierend auf dem Anti-Kriegsslogen „Make Love, not War“ symbolisiert er die Sinnlosigkeit des Krieges mit dem Liebesakt eines britischen und amerikanischen Kriegsfahrzeuges vor dem Hintergrund eines rosaroten Herzes, mit dem Titel „Everytime I Make Love to You, I think of Something Else” (2003). 

In „Happy Chopper“ (2005) läßt er Helikopter geschmückt mit rosa Mascherl im strahlend blauen Himmel zwischen schneeweißen Wolken fliegt. Damit bezieht er sich auf den israelisch-palästinensischen Konflikt und verweist mit der bilderbuchhaften Darstellung auf die Verharmlosung und das Schönreden von Kriegshandlungen.

Auch auf den Sensenmann, eine skeletthafte Gestalt, die den Tod verkörpert, und im übertragenen Sinne mit einer Sense die Menschen niedermäht, greift er zurück – versehen mit einer Nachricht „Wrong War“ oder auf einer Uhr sitzend, dessen Zeiger auf fünf vor zwölf stehen. 

 

Das Mädchen mit dem Ballon

Ein Klassiker unter Banksy’s Werken und ein Symbol für sozialen Protest ist das Mädchen mit dem roten Herz-Ballon. Im Jahr 2002 erstmals an der Waterloo Bridge in London gesichtet mit dem Hinweis, „Es gibt immer Hoffnung“. Dann wurde es 2005 während des Baues der israelisch-palästinensischen Trennmauer, und später 2014 während des syrischen Bürgerkrieges in leicht veränderter Form verwendet. 

2018 wurde das Bild um 1,2 Mio Euro in London versteigert. Kurz nachdem der Hammer fiel, zerstörte sich automatisch das Bild zur Hälfte, durch einen im Rahmen eingebauten Shredder. Mit dieser spektakulären Aktion verweiste Banksy auf die Torheit der globalen Kunstszene und die astronomischen Preise, die für Kunstwerke bezahlt werden. Die Aktion war jedoch insofern missglückt, da sich das Bild gänzlich hätte zerstören sollen. Stattdessen blieb es halb geshreddert zurück, wurde auf „Love is in the bin“ umbenannt, wodurch sich der Wert des Bildes vervielfachte. In einer Erklärung des Aktionshauses Sotheby hieß es: „Banksy hat bei der Auktion kein Kunstwerk zerstört, sondern eines geschaffen“.

Von Ratten und Affen

In Banksy’s Werken kommt Ratten ein besonderer Stellenwert zu.  Sie stehen für jene Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden. „Wenn du schmutzig, unbedeutend und ungeliebt bist, dann sind Ratten das ultimative Vorbild.“, erklärte der Künstler in einer ergreifenden Botschaft.

Bekannte Motive sind die „Love Rat“, die „Gangster Rat“, die Radar Rat“ und die Placard Rat mit Aufschriften wie „Because I’m Worthless“, „Get out while you can“ und „Welcome to hell“. 

Auch der Affe ist ein wiederkehrendes Motiv, den der Künstler provokativ zur Nachahmung menschlichen Verhaltens verwendet. Zu erwähnen ist hier sein großes Ölgemälde, auf dem Abgeordnete des britischen Unterhauses als Schimpansen dargestellt sind. Eine beißende Satire, die auf die politischen Turbulenzen Großbritanniens hinweist. Aber auch die Monarchie gerät ins Visier des Spottes, wofür ein Affengesicht mit aufgesetzter Krone herhalten muss. 

Die Konsumgesellschaft und das Tier

Dem stetig steigendem Konsumverhalten setzt Banksy einiges entgegen. Auf die Diskussion, an religiösen Feiertagen die Geschäfte zu öffnen, reagiert er mit einem Bild, auf dem er Jesus am Kreuz Einkaufstaschen anhängte.  
Auch sein Werk „Sales End Today“ rückt das Konsumverhalten ins Licht, wobei Menschen, einer biblischen Szene nachgebildet, nicht den Erlöser, sondern ein Abverkaufsschild anflehen.

Kritik an der Tierhaltung sind ebenfalls Themen und reihen sich hier ein. Dabei zeigt er einen LKW, aus dessem Seitenschlitz Plüschtiere ihre Köpfe strecken, oder einen Leopard der aus einem Barcode-Gitter ausbricht. 
Auch der Affe mit dem Schild „Laugh now, but one day we will be in charge“ (2000/2003) könnte darauf hindeuten.  

In Zeiten von Corona

Kurz nach Beginn des Lockdows teile Banksy im April 2020 „Work from Home“ und zeigte auf sehr unterhaltsame Weise, wie Ratten in seinem Badezimmer ihr Unwesen treiben. Das Bild veröffentlichte Banksy auf seinem Instragram-Account mit dem Kommentar: „My wife hates it when I work from home.” 

Kurz darauf veröffentlichte Banksy das Bild „Game Change“ (2020), das einen Jungen zeigt, der eine Krankenschwesterpuppe mit Rot-Kreuz-Schürze in der Hand hält, während Spiderman und Batman im Korb liegen. Das Bild trägt folgende Nachricht: „Thanks for all you’re doing. I hope this brightens the place up a bit, even if it’s only black and white“. Das Bild war der Universitätsklinik  in Southhampton gewidmet, wo viele Covid-Patienten behandelt wurden. Dort hing es bis Herbst 2020, danach wurde es um 19,5 Mio Euro versteigert. Der Erlös kam der Universitätsklinik und anderen Gesundheitseinrichtungen zugute. 

Im Juli 2020 zeichnete er Ratten in einer Londoner U-Bahn, die mit Gesichtsmasken spielen. Mit dem Hinweis „If you don‘t mask, you dont get in“ deutet er auf die Gefahr der Verbreitung des Virus in öffentlichen Verkehrsmittel hin, sowie die Notwendigkeit eine Maske zu tragen.

Die Ausstellung The Mystery of Banksy – A genious mind – ist noch bis 20. März 2022 in der Linzer Tabakfabrik zu sehen. 

Autor: reginatauschek

Weltbürgerin.

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